Projekt entwickelt Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit von Haushaltshilfen
Derzeit führt die Hochschule für Gesundheit Bochum in Kooperation mit der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, der Unfallkasse NRW und der Minijob-Zentrale ein Forschungsprojekt zur Arbeitssituation und Gesundheit von Beschäftigten in Privathaushalten durch. Das Projekt „Gekonnt hanDeln“ (Gesund und kompetent in haushaltsnahen Dienstleistungen) erforscht u.a. die Arbeitsbedingungen der in Privathaushalten beschäftigten Personen. Darauf aufbauend wurden geeignete Maßnahmen zur Gesundheitsförderung entwickelt.
Durch persönliche Interviews, einer Onlinebefragung zu arbeitsbedingten Belastungen sowie Workshops konnten bereits Handlungsbedarfe ermittelt und Lösungen entwickelt werden. Die Ergebnisse stützen sich neben den Informationen, die von den Beschäftigten selbst stammen, auch auf die Expertise der beteiligten Projektpartner aus Wissenschaft und Praxis.
Was belastet Haushaltshilfen bei ihrer Arbeit?
In Interviews und Workshops mit den Beschäftigten wurde ermittelt, was bei der Arbeit als Haushalthilfe belastend sein kann. Körperlich belastend sind demnach vor allem hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Wischen, Staubsaugen, schwere Gegenstände bewegen und auf Leitern steigen. Diese Arbeiten führen oftmals zu Beschwerden im Muskel-Skelett-Bereich. Auch das Arbeiten im Sommer bei heißen Temperaturen wird häufig als körperlich anstrengend beschrieben.
Neben physischen Belastungen nehmen Haushaltshilfen zum Teil auch seelische Belastungen durch ihre Arbeit wahr. Dazu zählen beispielsweise die Alleinarbeit in einem fremden Haushalt oder die Sorge, bei der Arbeit Gegenstände im Haushalt zu beschädigen. Problematisch können außerdem Zeitdruck und das Gefühl, den Anforderungen der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nicht gerecht werden zu können, sein.
Sicherheit – gerade für Haushaltshilfen ein wichtiges Thema
Die Zahl der schweren und tödlichen Unfälle in Haushalten ist nicht gering. Sehr häufig handelt es sich dabei um Stolper- und Sturzunfälle. Die zu Grunde liegenden Gefahren werden oft unterschätzt. Es ist daher wichtig, dass sich private Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zusammen mit den Haushaltshilfen Gedanken über eine sichere Gestaltung der Arbeit im Haushalt machen. Geeignete Arbeitsmittel, wie z.B. sichere Leitern und Tritte, aber auch gesundheits- und umweltschonende Reinigungsmittel, sollten zur Verfügung gestellt werden.
Mit der Anmeldung eines Minijobs bei der Minijob-Zentrale sind die Haushaltshilfen bei einem Arbeitsunfall automatisch beim regional zuständigen gesetzlichen Unfallversicherungsträger unfallversichert. Dieser berät auch zu Fragen der sicheren Gestaltung der Arbeit.
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben durch die Anmeldung des Minijobs weitere Vorteile. Sollten Minijobber erkranken, erhalten sie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Ist eine Minijobberin schwanger und kann deshalb nicht arbeiten, erhält sie Mutterschutzlohn sowie gegebenenfalls einen Zuschuss zum Mutterschaftsgeld während der Mutterschutzfrist. Diese Aufwendungen können sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber anteilig oder vollständig von der Arbeitgeberversicherung der Knappschaft-Bahn-See erstatten lassen.
Wie kann die Arbeit im Privathaushalt gesundheitsfördernd gestaltet werden?
Haushaltshilfen sollten mit ihren Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern geeignete Vereinbarungen treffen. Diese dienen dazu, gesundheitsförderliche Elemente in den Arbeitsalltag zu integrieren, um die Arbeit stressfreier zu gestalten:
- Kurze Pausen in den Arbeitsalltag einplanen.
- den Arbeitstag vorab planen (schriftlich, in Form von kurzen Notizen).
- Störungen und Unterbrechungen durch andere Personen bei der Arbeit möglichst vermeiden.
- Falls es doch zu Unterbrechungen oder Zeitdruck kommt, ist es wichtig, Prioritäten zu setzen – nicht alle Aufgaben müssen sofort erledigt werden.
- Multitasking, also die gleichzeitige Erledigung verschiedener Aufgaben, sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
Auch im Umgang mit den Arbeitgebern gibt es Aspekte, die dazu beitragen können, stressfreier zu arbeiten:
- Eine klare Kommunikation darüber, welche Aufgaben in den Bereich der Haushaltshilfe fallen und welche nicht.
- Problematische oder unklare Situationen beim Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin ansprechen und versuchen eine einvernehmliche Lösung zu finden. Dies kann das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Haushaltshilfe stärken.
- Die eigenen Grenzen erkennen und klar benennen, wenn man sich überfordert oder überlastet fühlt.
Innovative Web-App für Haushaltshilfen
Die im Projekt „Gekonnt hanDeln“ gewonnenen Erkenntnisse und das Fachwissen der Projektpartner fließen in die Entwicklung einer Web-App ein. Diese soll dann unter www.gekonnt-handeln.de allen Haushaltshilfen und Interessierten zur Verfügung stehen.
Nutzer und Nutzerinnen der Web-App können sich damit
- über die Themen Arbeitsschutz, Gesundheit, Stress und Belastungen sowie rechtliche Aspekte bei der Arbeit als Haushaltshilfe informieren und ihr Wissen in einem Online-Quiz testen,
- Kurzfilme und Comics zu typischen Belastungs- und Konfliktsituationen bei der Arbeit als Haushaltshilfe ansehen und erfahren, welche Lösungsansätze es für das jeweilige Problem gibt,
- virtuell in die Rolle einer Haushaltshilfe begeben und den Arbeitsalltag einer Haushaltshilfe miterleben.
Für Rückfragen zu den Projektergebnissen sind auf www.gekonnt-handeln.de die passenden Ansprechpartner zu finden. Das Projekt freut sich auch über Feedback zur Website.